Pressemitteilung 6/2020

 

Gedenkveranstaltung und Friedensforum zum 75. Jahrestag der Brückenkopfbildung in Kienitz

Zum Jahrestag der Brückenkopfbildung der Roten Armee am Westufer der Oder gedenken der Landkreis Märkisch-Oderland und die Gemeinde Letschin der gefallenen sowjetischen Soldaten, der Gefallenen auf deutscher Seite sowie der Opfer unter der Zivilbevölkerung. Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke legte gemeinsam mit dem Botschafter der Russischen Föderation, Sergej J. Netschajew, und dem Vorstandsvorsitzenden des Deutsch-Russischen Forums e. V., Matthias Platzeck, Kränze am Panzerdenkmal und am Denkmal für alle Opfer des Zweiten Weltkrieges nieder.

Woidke betonte in seiner Gedenkrede: „Ich verneige mich vor den Opfern des Zweiten Weltkrieges, derer wir heute gemeinsam gedenken. Was ihnen und ihren Mitmenschen in deutschem Namen angetan wurde, erfüllt mich mit Demut und Scham. Es gibt nichts, was diese barbarischen Verbrechen wiedergutmachen könnte. Aber wir alle tragen Verantwortung für das, was in unserer Zeit geschieht. Wir können Antifaschismus nicht verordnen, aber wir können immer wieder erzählen, wohin Hass und Hetze, Rassismus und Nationalismus, Gewalt und Ausgrenzung geführt haben und wieder führen würden.
Was am Ende des Zweiten Weltkrieges undenkbar schien, ist heute glückliche Realität. Aus Feinden sind gute Nachbarn geworden, häufig sogar gute Freunde. Gerade in Brandenburg haben wir mit Blick über die Oder in den vergangenen 30 Jahren viel erreicht. Das Verhältnis zu unseren polnischen Nachbarn wie zu unseren Partnern in Russland ist von Versöhnung und Verständigung geprägt. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, dass wir diesen Schatz schützen, pflegen und weiter ausbauen.“

Landrat Gernot Schmidt erinnerte daran, dass der Brückenkopf die Befreiung des deutschen Volkes einleitete. „Es ist ein Tag, der uns Deutschen zeigen muss, dass uns die Völker des Ostens besiegt haben, aber sie hatten nie den Ansatz, uns die Würde zu nehmen. Dies unterschied sie von uns. Und das ist ein Unterschied, den niemand hinwegreden kann und darf.“

In der Gaststätte „Zum Hafen“ fand anschließend (13:00 Uhr) eine Podiumsdiskussion mit 120 geladenen Gästen zu Fragen der deutsch-russischen Beziehungen und der gemeinsamen Rolle bei der Erhaltung des Friedens in der heutigen Zeit statt.

Nach dem Grußwort der Präsidentin des Landtages Brandenburg, Prof. Dr. Ulrike Liedtke, gab es einen regen Meinungsaustausch zwischen dem Vorsitzenden des Landesverbandes des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Gunter Fritsch, dem Vorstandsvorsitzenden des Deutsch-Russischen Forums e. V., Matthias Platzeck und dem Staatssekretär a. D. Dr. Helmut Domke zu den deutsch-russischen Beziehungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es moderierte Christian Steyer.

Das Gedenken am 31. Januar 2020 markiert den Auftakt einer Vielzahl von Veranstaltungen im Landkreis Märkisch-Oderland anlässlich 75 Jahre Kriegsende.

Hintergrund:
Am 31. Januar 1945 bildeten Einheiten der Roten Armee bei Kienitz einen Brückenkopf zum Westufer der Oder, so dass Kienitz der erste vom Faschismus befreite Ort auf dem heutigen Territorium des Landes Brandenburg war.

In Kienitz wird jährlich am 31. Januar an die Opfer des Zweiten  Weltkrieges gedacht. 1970 wurde ein Panzerdenkmal errichtet, welches hauptsächlich den gefallenen sowjetischen Soldaten gewidmet ist. Zudem wurde 1999 ein weiteres Denkmal errichtet, welches an die gefallenen Soldaten beider Kriegsseiten, die vermissten und unbekannten Soldaten, die Opfer der Konzentrationslager, die Flüchtlinge, die Vertriebenen und an die Leiden der Zivilbevölkerung erinnert. Das Denkmal wurde von Kienitzer Bürgern gestiftet, die diese schwere Zeit durchlebt hatten.

Seelow, 31. Januar 2020

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